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Frankfurter Neue Presse: “Ein offenes Ohr für die Kleinsten”

“Petra Boschert ist Nummer 1000. Die Erzieherin, die in der evangelischen Kita in Heldenbergen arbeitet, hat im November die Weiterbildung zur pädagogischen Fachkraft in der Zuhör- und Sprachbildung abgeschlossen. Im Familienzentrum wurde sie nun für diese Leistung geehrt – auch, weil sie es genau als eintausendste geschafft hat. Eine Ausnahme ist sie damit in Nidderau aber längst nicht. Vor dreieinhalb Jahren wurde hier das Projekt »Lilo Lausch« gestartet, das spielerisch die Zuhörkultur in Kindergärten und Schulen fördern soll. Mit finanzieller Unterstützung der Bürgerstiftung und weiterer Sponsoren nahmen zunächst vier Kitas daran teil. Die Kleinen wurden in der Folge regelmäßig von Elefant Lilo besucht, einer Handpuppe, die mit ihren großen Ohren das Maskottchen für die Zuhören-Initiative ist. »Zuhören erfordert viel Aufmerksamkeit«, erklärt Boschert. Das will gelernt sein. Auch weil Hören nicht gleich Verstehen bedeute. Laut Boschert brauchen Kinder deshalb Erwachsene, die ihnen Anregung und einfühlsame Unterstützung bieten. Das erfordert Ruhe, Geduld, Zeit und Freude am gemeinsamen Entdecken und eine neue Haltung. Alles Dinge, die Lilo vermitteln kann.

Grundschule kommt hinzu Deshalb soll das Projekt »Lilo Nausch« in Nidderau weiter ausgebaut werden. »Im Oktober wurden die drei restlichen Kindertagesstätten nachgeschult. 2019 kommt die Grundschule Eichen dazu«, erklärte Horst Körzinger, stellvertretender Vorsitzender der Bürgerstiftung. Dann wäre Lilo Lausch endgültig erfolgreich in der Stadt verankert. Durch das gemeinsame Engagement der Bürgerstiftung Nidderau, der Stiftung Zuhören und der Stadt Nidderau profitieren sieben städtische und zwei konfessionelle Einrichtungen. »17 pädagogische Fachkräfte sind entsprechend geschult und auch Eltern sind eingebunden«, sagte Ute Isensee, Fachdienstleiterin des Familienservice.

Programmleiterin und Pädagogin Simone Groos nennt als Ziel, dass sich jedes Kind in Deutschland mit seiner Sprache und Kultur willkommen fühlt und sich als wertvollen Teil der Gesellschaft erlebt. Mit dem pädagogischen Konzept »Lilo Lausch« unterstützt die Stiftung Zuhören mittlerweile in acht Bundesländern Kinder unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft. Die Zuhör- und Sprachbildung soll auch sprachliche, kulturelle und soziale Kompetenzen der Kinder stärken und den Übergang in die Schule erleichtern. »Zuhören und der achtsame Umgang haben einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft. Kinder lernen von und miteinander. Lilo ist die Schlüsselfigur«, sagte Groos. (…)

»Weitere Aktivitäten in Nidderau können auch auf Tagespflegepersonen und Krippenkinder bezogen werden«, sagte Körzinger. Er möchte das erfolgreiche Projekt gerne auf breiter Ebene im Main-Kinzig-Kreis publik machen und regte ein Gespräch mit Landrat Thorsten Stolz (SPD) an. Körzinger empfindet es als besonders wichtig, das Projekt auch zukünftig zu begleiten. Nidderau sei multikulturell und Heimat vieler Flüchtlingskinder. Mehrsprachigkeit wird dank des Projektes in den Kindertagesstätten nicht als »Mangel« wahrgenommen, sondern als Bereicherung und »Normalfall« und wirkt sich positiv auf den späteren Fremdsprachenerwerb aus.”

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Foto und Text: Georgia Lori, fnp 28.12.18